Fußballgott aus den Reihen des FCN
Wenn die Rhiischnooge stupfen wie wild: Die Neuenburger Saalfasnacht gehört zu den närrischen Höhepunkten in der Region.
Fulminante Werbung fürs Vereinsjubiläum: FCN-Fußballgott Daniel Böse und alle Generationen der FCN-Kicker.
Foto: Volker Münch
NEUENBURG AM RHEIN. Die Zunftabende der Neuenburger Rhiischnooge gehören seit Jahren zu den Höhepunkten der Saalfasnacht in der Region: Die Akteure werden ihrem Zunftnamen gerecht und stupften wie wild, machten sich über die städtische Kommunalpolitik lustig, rieben sich an ihren Nachbarn aus dem Osten, also an den Müllheimern, und zeigten sich als wahre Meister des Klamauks. Dreieinhalb Stunden lang brannten die Neuenburger ein närrisches Feuerwerk ab.
„Es isch für uns ä Herzenssach’, dass ma zämme Fasnacht macht!“ – so lautet dieses Jahr das Motto der Narrenzunft. Es waren für die „Schnooge“ keine hohle Phrase. Auf die närrische Bühne im Stadthaus an den beiden ausverkauften Abenden am Wochenende enterten die Aktiven des Fußballclubs Neuenburg (FCN) und die Wuhrlochfrösche gleichsam mit den Rhiischnoogen die Bretter, die die große närrische Welt bedeuten. Dann ging es Schlag auf Schlag im Programm: Das Versprechen von Zunftmeister Tobias Anlicker, dass sich die Neuenburger Fasnacht bunt und abwechslungsreich zeigt, wurde bereits an den Zunftabenden mehr als deutlich.
Und schon ging es mit den schwungvollen Auftritten los, die gekonnt von Simone Moos und Maya Hamburger – eines der vielen Nachwuchstalente der Zunft – angekündigt wurden. Richtig Gas gaben die beiden Hoffnungsgarden der Zunft, wie die über 20 Nachwuchstänzerinnen genannt werden, in ihren grünen Tanzkostümen. Später krönte die Zunftgarde mit ihrer tänzerischen Meisterleistung die Auftritte der Gardemädchen (Einstudierung Petra Knauf). Alle drei Garden wurden vom närrischen Publikum nicht ohne Zugaben von der Bühne entlassen. So war es auch beim Kostümtanz der „Schnoogemädels“ und beim Männertanz, bei dem die Akteure als „Minions“ (Choreografie: Tanja Schäfer) auf der Bühne tanzten. Zu vielen Themen gaben „drei Gardemaidle“ (Maja Hamburger, Jule und Lara Imm) frech und mit ganz eigener Interpretation ihren Senf dazu. Sie stellten fest, dass es ohne die Müllheimer Nachbarn nur halb soviel zu lachen gäbe. „Mülle isch de Herzschrittmacher der Neuenburger Fasnacht“, lautete nicht nur die Quintessenz des lustigen Vortrags, sondern setzte entsprechende Akzente im Laufe des Zunftabends. Premiere hatten die Neuenburger Fußballer mit ihrem „Fußballgott und der Reise durch die Neuenburger Fußballwelt“. Wortwitz, szenische Darstellungen und eine ordentliche Portion Selbstironie brachten das Publikum zum Toben. Alle Generationen der FCN-Kicker waren dabei und warben auf lustige Weise für den 100. Geburtstag im Sommer. Im „Café zum Quaken“ trafen Landpomeranze (Valeska Grozinger) und Stadtinfluencerin (Samira Schwanzer) aufeinander. Ein närrischer verbaler Wettstreit entbrannte, da outete sich die Landpomeranze als „Secondhand-Veganerin – Kuh frisst Gras, Mensch frisst Kuh… – während die Stadt-Schönheit die Herkunft der Milch nicht von den Kühen, sondern aus den Regalen der Supermärkte wähnte. Und damit der Dialog wie aus der Pistole geschossen von einem Gag zum anderen führte, soufflierte Seline Berger aus dem Hintergrund als Bardame. Eine tolle Leistung der Nachwuchs-Närrinnen! Ein fetziger Cowboytanz im „Saloon zum wilden Wuhrlochfrosch“ zeigte die gleichnamige Narrenclique. Tanja Dischinger hatte den schmissigen Tanz mit mehr als drei Dutzend Akteuren einstudiert.
Nach der Pause folgten weitere Höhepunkte: Die „Drei Könige“, Sternsinger in Neuenburg, zogen zu verschiedenen Adressen bekannter Neuenburger, veräppelten auf lustige Weise Kronen-Wirt Waidele, „Monsieur Buck Moden“, Schnipp Schnapp-Friseurmeisterin Angelika Schächtele und Gatte Alexander Schächtele, der smarte Bademeister mit Badekappe auf dem Kopf, und den Wirt des Restaurants „Zum kleinen Hecht“. Mit den überzeichneten Charakteren sorgten die Sternsinger für ein kleines Erdbeben im Saal. „S’isch verbote!“ war der Refrain der beiden Schnitzelbänkler Zunftmeister Tobias Anlicker und Zunftrat Philipp Müller, die besonders die Verkehrssituation in der „Einkaufsstraße vu Neiburg“, das fragwürdige Parkhaus am Kronenrain, die „Löcher im Stadtbild“ und das hochexplosive Gelände der Landesgartenschau auf die Schippe nahmen. Fazit der beiden Musikanten: „Wenn’s explodiert, lautet das städtische Motto nicht mehr ‚Neuenburg geht zum Rhein‘, sondern ‚Neiburg isch im Altrhein‘!“ Höhepunkt war „Neuenburg Guide“ Peter Steinbeck, der den Kurzzeitbesuchern aus der Bütt die Vorzüge der Stadt und die Nachteile der östlichen Nachbarn näherbringen sollte. Spitz formuliert, toll vorgetragen nahm er die „(fehlende) Attraktivität“ der Shopping-Stadt aufs Korn. Und doch ist „Neiburg Herz, Hirn und Nabel der Welt“. Kräftig durch den Kakao zog er auch die „Franzosen-Flut“, die die Innenstadt verstopfen und vor der Bft-Tankstelle (Blödi Franzose tanke-Tankstelle) lange Schlangen bilden. „Und wenn die Landesgartenschau öffnet, isch im Europapark nichts mehr los – so wie in der Müllheimer Fußgängerzone, dem ‚Boulevard of broken dreams‘“, war einer seiner Schlussfolgerungen, die den Saal zum Toben brachten. Überhaupt die Müllheimer – auch Peter Steinbeck rieb sich mit geschliffenen Versen an den Ost-Nachbarn, auch zur Freude vieler Müllheimer Gäste. Ein toller Abend ging rasch zu Ende. Chapeau und Schnoog, schnoog-quak, quak!